Hit it like Elisabeth Fuchs: Vorgestellt – die Chefdirigentin der Philharmonie Salzburg
Fitness-Tutorials kann inzwischen jeder. Dirigentin und Musikvermittlerin Elisabeth Fuchs hat sich auf eine Königsdisziplin spezialisiert: Drumset-Tutorial auf selbstgebasteltem Instrument. Das ist nicht nur lehrreich, sondern macht auch noch verdammt viel Spaß.
Wer hätte das gedacht? Covid19 als echter Trendsetter. Seit dem StayHome-Gebot kann sich Social Media vor der Flut an Fitness-Tutorials kaum noch retten. Gefühlt jeder zweite Influencer schlüpft neuerdings in sein Trainingsoutfit und lässt die virtuelle Welt an der eigenen Durchtrainiertheit teilhaben. Jeder? Nein. Eine erfrischend neue Richtung schlägt Elisabeth Fuchs ein. Die Chefdirigentin der Philharmonie Salzburg präsentiert auf ihrem Instagram-Channel Unterricht der anderen Art: ein kostenloses Drumset-Tutorial. Und das beste daran? Alle können mitmachen, weil es aus lauter Dingen besteht, die im Haushalt zu finden sind.
Her heart is beating like (no, not a jungle, but) a lockdown drum
Selbst ist die Musikerin: Im ersten Clip greift Elisabeth Fuchs zu Topfdeckel, Faden, Karton, Gaffa-Tape, Tupperdose und Co – damit ist das erste Drumset fast schon einsatzbereit. Im dritten Video wird dann bereits zum ersten Song begleitet, dem KNALLROTEN PADDELBOOT und von da an geht’s steil bergauf. 28 Tutorials erwarten die Wissbegierigen, die sich von Elisabeth Fuchs‘ Enthusiasmus für das Schlaginstrument anstecken lassen möchten. Das geht ziemlich schnell. Mit sehr viel Begeisterung erklärt die Musikvermittlerin, wie man dem selbstgebauten Instrument die schönsten Töne entlockt.
Die erste Musikerfahrung sammelte Elisabeth Fuchs als Gasthaus-Kind. „Die Blasmusikkapelle und der Gesangsverein spielten regelmäßig bei uns und angeblich bin ich mit zwei Jahren im Takt mit der Marschmusikkapelle mitmarschiert.“ Über die Blockflöte im Kindergarten kam sie zu Klavier, Klarinette, Schlagzeug und begann mit 14 schließlich ein Studium der Oboe an der Bruckneruniversität in Linz.
Ziemlich ungewöhnlich, aber sehr sympathisch, Elisabeth Fuchs‘ Faible für den Nachspann. „Weil ich unbedingt die Musik hören wollte, musste meine Familie beim Fernsehen jedes Mal den gesamten Nachspann ansehen. Dementsprechend sauer war ich dann, als die TV Sender vor gefühlt 30 Jahren aufhörten, den vollständigen Nachspann zu bringen. Im Kino ist das Gott sei dank anders, da bleibe ich dann natürlich den gesamten Abspann sitzen.“
Elisabeth Fuchs empfiehlt, den Tag zu genießen
Covid19 macht auch vor Chefdirigentinnen nicht halt. Das Leben von Elisabeth Fuchs hat eine 180° Drehung genommen. „Keine Proben, keine Konzerte, keine Musiker, kein Publikum, keine persönlichen Begegnungen, fast keine Besprechungen, fast keine Termine, keine Babysitter-Dispo“, zählt sie auf und steht dem Ganzen dennoch gelassen gegenüber. „Ich genieße es, 24 Stunden mit meinen Kindern zu verbringen, obwohl es nicht „Urlaub“ ist. Die ersten zwei Wochen der Bleib-zu-Hause-Phase empfand ich als sehr schwierig, arbeitsintensiv und energetisch extrem anstrengend, weil soviel Unklarheit herrschte.“
„Dann in der dritten Woche hab ich aufgehört, permanent Covid19 Infos zu sammeln. Stattdessen habe ich begonnen, die „neue Zeit“ mehr zu genießen und die neuen Umstände mit der Unklarheit zu akzeptieren und auch mehr in den Tag hinein, im JETZT zu leben – kreieren mit weniger Druck. Jetzt in der vierten Woche genieße ich, dass die Sonne scheint. Da Osterferien sind, haben wir für die Schule keine To-do-Liste, da fällt ein Stück Struktur weg. Meinen Kindern macht das gar nichts, mir schon. Ich werde mir auf jeden Fall andere Lernspiele (Turmrechnen!) einfallen lassen. Aber auch da gilt: kein Druck.“
Beam me up, Dalai Lama
Elisabeth Fuchs fühlt sich an die Worte des Dalai Lamas erinnert: „Er opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen. Dann opfert er Geld, um seine Gesundheit zurückzuerobern. Er ist so auf die Zukunft fixiert, dass er die Gegenwart nicht genießen kann. Das Ergebnis ist, dass er weder die Zukunft noch die Gegenwart lebt. Er lebt so, als würde er niemals sterben und er stirbt so, als hätte er niemals gelebt“. Das gilt auch für Post-Covid19. Die Dirigentin wünscht sich für das Danach, „festhalten, was wirklich wichtig und essentiell ist: Gesundheit und Zeit mit der Familie und Freunden. To-Dos, Wirtschaft, Geld und Erfolg relativieren. Im Hier und Heute leben. Die jetzt gelernte Entschleunigung, dieses Gefühl und Wissen, dass es immer funktioniert, mitnehmen in die Zeit danach und sich, wenn es wieder mal rasant dahingeht, (danach) gedanklich und energetisch in die Entschleunigung beamen.“
Wer hat an der Uhr gedreht?
Den persönlichen Kontakt mit anderen Menschen vermisst dann aber selbst eine eigentlich tiefenentspannte Elisabeth Fuchs. Vor allem der damit verbundene Energieaustausch. Für Langeweile oder gar Lagerkoller bleibt ihr trotzdem keine Zeit. Stattdessen arbeitet sie eine Idee nach der anderen ab, wie es sich halt ausgeht. Als Alleinerziehende mit zwei Kindern (5 und 10 Jahre) ist die Arbeitsleistung zu Hause sichtlich dezimiert. „Was sich ausgeht, geht sich aus, alles andere muss auf den nächsten Tag warten“. Das gilt auch für weitere Tutorials. Ideen hätte sie zur Genüge, aber die Zeit läuft schneller als gedacht.
Wer nach Musiktipps sucht: Elisabeth Fuchs empfiehlt das zu hören, worauf der Sinn steht. „Vielleicht, um danach was „Bleibendes“ zu haben, könnte man sich im Sinn von Fortbildung jede Woche einen anderen klassischen/romantischen/barocken Komponisten vornehmen und diese Woche gezielt jeden Tag ein Werk von ihm anhören und Wikipedia o.a. dazu lesen, die Woche darauf der nächste Komponist.“
Fotonachweis: Erika Mayer
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