Moll

Daheimbleib-Blues – Moll

Und jetzt erst recht: Der „Daheimbleib-Blues“ von Moll feiert das Leben.

Plötzlich steht die Welt still, sprichwörtlich. Wer zur Zeit einen Blick in die Nachrichten riskiert, darf sich wie eine Mischung aus Marlen Haushofers „Die Wand“ und der BBC Serie „Survivors“ fühlen. Schuld daran trägt ein kleiner großer Virus, der die Welt über Nacht aus den Fugen geraten ließ. Während alle paar Minuten neue „Breaking News“ mit Grabesstimme aus den Medien schallen und eine ominöse Panik zu mysteriösen Toilettenpapier-Hamstereien führt, kommen just aus dem kulturellen Eck ganz andere Töne. Das ist insofern erstaunlich, da die kleine große C-Nervensäge gerade diese Branche ziemlich hart trifft. Konzertabsagen, Aufführungsstornierungen und Gagenverluste – man mag den Faden gar nicht weiterspinnen. Und trotzdem ist das Leben auch wieder verdammt schön. Ja, warum eigentlich? Weil wir leben! Genau darauf sollten wir uns wieder besinnen. Findet auch die Wiener Band Moll und schickt prompt eine Single hinterher.

Die Lösung rund um’s Toilettenpapier

Frontmann Lukas Meschik war am Donnerstagabend ziemlich deprimiert, weil die Release-Sause für das erste Album (MUSIK) am gleichen Abend buchstäblich ins Wasser fiel, ins Corona lastige. Statt vor Live-Publikum aufzutreten und den Meilenstein zu feiern, hieß es Hausarrest und Nichtstun. Dabei hatte er doch gar nichts angestellt, befand der Sänger. Also schnappte er sich seine Gitarre und herauskam der DAHEIMBLEIB-BLUES. MollZur Aufmunterung für sich, für die Band und – nachdem er am nächsten Tag spontan aufgenommen wurde, auch für den Rest dieser eigentlich doch recht schönen Welt.

„Wir haben so viel philosophiert und jetzt ist es leider wahr. Wir haben so viele Sachen jongliert, jetzt liegen’s ihn Scherben da“, greift der Text das Band-Traumata auf. Zu entspannten Gitarrenklängen und harmonischen Schlagzeug-Beats entfaltet sich ein höchstpersönlicher Song, der eindrücklich zeigt: Sorgen machen sich gerade ziemlich viele, der Umgang damit variiert. Der Tonfall des DAHEIMBLEIB-BLUES ist keinesfalls düster, sondern gelöst und ja, durchaus als optimistisch zu bezeichnen. In typisch österreichischer Manier wird konstatiert: „Da geht die Welt ein bissi unter, oh wie geht das alles aus. Aber haut’s uns wo hinunter, steh’n wir stärker wieder auf“.

Statt Trübsal zu blasen, feiern Moll mit ihrem spontanen Musik-Wurf eine virtuelle Single-Release-Party. „Das ist der Daheimbleib-Blues, wo jeder so daheimbleiben muss“, klingt es homogen aus den Boxen und macht Stimmung. Nebenbei wird auch noch das Rätsel um den exorbitanten Toilettenpapierschwund gelöst und weitere Vorschläger für sinnbefreite Beschäftigungen geliefert.

Wer weiß, vielleicht geht der DAHEIMBLEIB-BLUES ja sogar viral? Und läuft damit bestenfalls dem anderen, dem fiesen Virusbruder sogar den Rang ab. Oder wie es Lukas Meschik so wunderhübsch formulierte „Wird eine komische Zeit, aber überall – in Politik, Wirtschaft, Kunst, in der Medizin sowieso – werden vor Kreativität die Funken sprühen. Da kann man schon gespannt sein. Und wenn sich alle ein bissl bemühen, geht es glimpflich vorbei. Daheimbleiben ist cool, awkward handshakes sowieso. Vielleicht schreib ich derweil noch ein Lied oder Buch. Geh scheißen, Corona.“

Moll: Lukas Meschik (Gitarre, Gesang), Sebastian Kierner (Gitarre), Max Payer (Bass), Simon Schenk-Mair (Schlagzeug)

Fotonachweis: Maximilian Payer

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