Paarungen

Bissig amüsante Szenen einer Ehe – PAARUNGEN am Schauspielhaus Salzburg.

Mit Eric Assous‘ PAARUNGEN inszenierte Robert Pienz eine französische Komödie, die französischer kaum hätte ausfallen können. Es ist ein bisschen wie zum Hauptabendprogramm auf ARTE zu zappen, nur dass man statt auf der heimischen Couch in einem Theater-Saal Platz nimmt. Der mag zwar überschaubar sein, aber Ambiente ist alles und kommt zu einem frankophil-frivolen Abend gerade rechtzeitig.

Xavier und Delphine sind glücklich verheiratet, umso härter trifft sie deshalb auch die Trennung von Bob und Armelle, einem eng befreundeten Ehepaar. Nach zwanzig gemeinsamen Jahren lässt Bob Armelle einfach sitzen, als ob Armelle mit 50+ und Übergewicht noch eine Chance auf dem Beziehungsmarkt hätte, wie Delphine empört konstatiert.

Olaf Salzer (Xavier), Susanne Wende (Delphine)
Olaf Salzer (Xavier), Susanne Wende (Delphine)

Und dann beginnt Bob obendrein noch eine Affäre mit der um mindestens 25 Jahre jüngeren Garance! Zugegeben, es ist Delphine, die entsprechend indigniert reagiert und Bob mit allerlei unflätigen Vergleichen belegt, nachdem Xavier die beiden ungebeten zum gemeinsamen Umtrunk einlädt. Xavier versteht die ganze Aufregung von Delphine keinesfalls und reagiert auf ihre Sticheleien mit Nachsicht und Amüsement. Bobs Erklärungen klingen vernünftig und irgendwie auch nachvollziehbar. Alles also schon zu Beginn geklärt und 2 Stunden wertvolle Lebenszeit versessen? Nein. Denn natürlich trügt der Schein und die heile Oberfläche erhält die ersten Risse, ehe bereits frivole Eskapaden und trügerische Scheinwelten aus dem moralischen Ehe-Vulkan eruptieren. Spätestens an dieser Stelle darf der/die Zuschauer*in in verwundertem Staunen schwelgen, sollte die musikalische Untermalung genießen und den delikaten französischen Humor in möglichst tiefen Zügen inhalieren.

Alexandra Sagurna (Garance), im Hintergrund: Harald Fröhlich (Bob), Olaf Salzer (Xavier)
Alexandra Sagurna (Garance), im Hintergrund: Harald Fröhlich (Bob), Olaf Salzer (Xavier)

PAARUNGEN lebt von seinen punktuell gesetzten Rückblenden. Die entpuppen sich alsbald als kleine, exklusive Fenster in die Vergangenheit und demaskieren peu à peu den trügerischen Schein. R. Pienz‘ Inszenierung kann sich dabei getrost auf ihr Ensemble verlassen, das alle Zeitsprünge spielfreudig mitschreitet und die Schwächen der Figuren wunderbar akzentuiert. Xavier (Olaf Salzer) ist sympathisch schalkhaft und Delphine (Susanne Wende) eine schnippisch pointierte Tugend-Personifikation, die sich für ihre abwesende Freundin Armelle engagiert. Bob (Harald Fröhlich) durchlebt augenscheinlich eine Midlifecrisis und Garance (Alexandra Sagurna) tritt als geheimnisvolle, leicht verruchte Fremde auf. Die Entwicklung der einzelnen Figuren und die Aufdeckung ihrer kleinen, versteckten Geheimnisse ist eine der großen Stärken von PAARUNGEN und maßgeblich für den Erfolg des Stückes verantwortlich. Und weil das wirklich spannend und höchst erheiternd ist, soll an dieser Stelle keinesfalls mehr über die partizipierenden Charaktere enthüllt werden (deshalb verzeihe man an dieser Stelle das durchaus unvollständige Figuren-Portrait).

Das Thema „Beziehung“ erfreut sich in der Literatur nach wie vor größter Beliebtheit und das nicht erst seit Eric Assous, der sich literarisch am liebsten an der „Ehe“ austobt. Man muss aber neidlos eingestehen, dass der französische Literat und Allroundkünstler das Sujet ziemlich interessant handhabt. Die Umsetzung von PAARUNGEN in Salzburg ist vielversprechend. Einem vergnüglichen Theaterabend steht nichts mehr im Wege, wenn sich der Saal verdunkelt und das bunte Treiben auf der Bühne einsetzt.

Fotonachweis: Gregor Hofstätter// Schauspielhaus Salzburg

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