fliegen & fallen – Toihaus Theater

Auf die Plätze, fertig, BimBam!

Es fliegen die Performer, es fallen die Eindrücke: Das BimBam Theaterfestival für Klein(st)kinder is back in town. Mit im Gepäck, das magisch-vergnügliche FLIEGEN & FALLEN am Toihaus Theater.

Wer denkt, dass Festivals so ein ‚Jugend-Ding‘ sind und maximal noch für die, die nicht älter werden wollen, irrt. Längst haben sie sich von matschigem Gelände und zeltiger Behausung emanzipiert. Tatsächlich ist das Phänomen bereits in erstaunlich vielen Sparten beheimatet und so dürfen sich in Salzburg jetzt sogar die Minis freuen. Für sie hat das Toihaus Theater nämlich Großes ausgeheckt: Das BimBam Theaterfestival für Klein(st)kinder.

Laut geht es zu im Foyer des Toihaus Theater. Aber das wundert nicht, schließlich liegt Klein(st)kinder Festivallaune in der Luft. Für die wird sogar mit dem Kinder-Ehrenkodex des Hauses gebrochen: Schuhe dürfen ausnahmsweise anbleiben. Das beraubt die Lieblingssocken zwar um ihren großen Auftritt, hat aber auch den Vorteil, danach nicht auf die Suche nach den eigenen Tretern gehen zu müssen. Und eigentlich ist es auch ganz gut, dass Fuß diesmal stecken bleiben darf, weil FLIEGEN & FALLEN auf den Pfaden der Erwachsenen wandelt. Das heißt, der Weg ins Publikum führt einmal nicht direkt vom Foyer durch die Bühnentür, sondern außen herum, wie die Großen eben.

Im Dunkeln des Publikums erwartet die Minis und ihre Begleitungen ein zauberhaft-amüsanter Einblick auf die wunderbar verkehrte Welt von FLIEGEN & FALLEN. Das Große wird klein, das Leichte wird schwer und vice versa (Konzept: Florian Bilbao, Choreografie und Darstellung: Rafal Dziemidok, Florian Bilbao, Gauthier Dedieu, Musik: Moritz Gagern, Kostüme: Sebastian Ellrich, Lichtdesign: Klaus Dust).

Zu schnellen, fröhlichen Melodien auf dem Klavier (Yoko Yagihara) erwacht ein großes Kissen zu Leben. Bei näherer Betrachtung entpuppt es sich als gigantische Decke auf einer mindestens ebenso großen Matratze. Während sich das Licht noch nicht recht zwischen Aufwachen und Weiterschlafen entscheiden kann, werden Schatten in der überdimensionalen Decke sichtbar. Ist da gar wer drinnen? Ja. Und diese beiden Performer feiern eine wilde Matratzenparty. Dafür müssten sie aber freilich erst einmal aufstehen. Dass ist gar nicht so einfach, scheint der eine doch ein regelrechter Morgenmuffel zu sein. Im grell-pinken Outfit schleppt sich Florian Bilbao in der Horizontale immer weiter auf seiner Matratze an den Rand und grunzt ungnädig auf, während er den Kopf missmutig noch tiefer in den weichen Untergrund gräbt. Doch Rafal Dziemidok im Kostüm mit Türkis-Stich lässt ihm keine Wahl – he, du da, aufstehen, JETZT!

Das Bühnenbild ist ein wahrgewordener Kindergeburtstag (Bühne: Frank Finke); einmal von der Matratze geschält, springt F. Bilbao gemeinam mit R. Dziemidok auf ihr herum, was das Zeug hält. Dass das nicht immer unbedingt grazil aussieht, ist klar. Aber so gewollt tolpatschig mit dieser Körperspannung, das ist die hohe Kunst der beiden FLIEGEN & FALLEN Performer. Sie hüpfen, sie fallen, sie probieren sich aus und sie fliegen. Nicht nur das kleine Publikum liebt sie dafür. Auch die größeren Begleiter*innen betrachten amüsiert das heitere Treiben, wenn R. Dziemidok sich enthusiastisch an Pirouetten probiert oder F. Bilbao Anlauf zu einer Hebefigur nimmt. Die geht natürlich ordentlich schief und das junge Publikum kann sich vor Lachen kaum noch halten. Als dann auch noch Y. Yagihara am Klavier einschläft, ist es vollends mit jeglicher Seriosität vorbei.
Gleichzeitig transportieren die beiden Performer mit ihren komödiantischen Körpereinlagen einen stringenten Plot, der sich als roter Faden durch das Geschehen windet und musikalisch-poetisch begleitet wird. Als sie nach all der herrlichen Turnerei und des großartigen Klamauks wieder in und unter der neuerlich aufgeblasenen Decke verschwinden, ist klar, das Ende naht. Wie, schon vorbei? Aber etwaiger Abschiedsschmerz wird sofort gedimmt; die beiden Performer drehen eine Extrarunde durch das Publikum, das sichtlich erfreut aufquietscht und begeistert die Arme ausstreckt. Dass die Minis auch an der Mega-Matratzensause teilnehmen dürfen, ist vermutlich das Tüpfelchen auf dem Performance-i.

Wo geht’s hier bitte zum nächsten Festival-Programmpunkt? 😉

 

 

Fotonachweis: David Beecroft // Theater o.N.

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