Hold on – Tim Freitag

Psychedelisch-lyrischer Songtrip

Die Zürcher Tim Freitag verkürzen die Wartezeit auf ihr neues Album mit dem nächsten Single-Release. „Hold on“, kein bloßes Versprechen.

„Sind wir schon da?“ lautet die Frage des Grauens, die häufig von der Rückbank erklingt. Was also, wenn der Spieß zur Abwechslung einmal umgedreht wird? Tim Freitag tritt den Selbstversuch an. Ihr Album soll im Frühjahr 2019 erscheinen; ein tatsächlich ewig langer Zeitraum für ungeduldig Wartende. Warum also nicht für etwas Zerstreuung sorgen? Nach „Bruises“ veröffentlichen die Zürcher Pop-Rocker deshalb heute mit „Hold on“ die nächste Single. Die Spannung steigt, die Vorfreude wächst.

Tim Freitag bleiben auch für „Hold on“ ihrer speziellen pop-rockigen Linie mit dem hohen Wiedererkennungswert treu. Das liegt auch an der außergewöhnlichen Stimmfarbe von Frontmann Janick Pfenninger. In den prägnanten Gesang mischt sich eine drängende Note, die sich immer weiter in die Höhe schraubt und an Dringlichkeit zunimmt. Auch das musikalische Arrangement greift diese konsistente Urgenz auf und verstärkt sie durch die verschiedenen Klangkörper. Der Höhepunkt des anschwellenden „Hold on“ ist kurz vor Ende des Songs erreicht; konzises Innehalten und die totale Reduktion auf Sänger, Frauenstimme und Gitarrensaiten ohne Elektronik greifen den balladenhaften Charakter auf, mit dem „Hold on“ wenige Minuten zuvor einsetzte.

Das besondere an den Songs von Tim Freitag sind aber auch die Texte, denen dieses ganz spezielle modern-lyrisch Moment innewohnt, das selbst die größten Lyrik-Muffel (also verfasserin) anzusprechen vermag. Hier werden jede Menge philosophische Lebensweisheiten in die Welt hinausgetragen, die ganz harmlos daherkommen. Gleichzeitig entstehen beinahe traumhafte Sequenzen. Wenn das Gitarrenspiel abschwillt und die elektronischen Töne Vorderhand gewinnen, dürfen sich Rezipienten*innen deshalb auf einen psychedelischen Trip ganz ohne illegale Substanzen freuen.

 

Fotonachweis: Alexis Saile (Sujet) & Tim Freitagd

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