Bruises – Tim Freitag

Die Leiden der jungen Freitag

Herz, Schmerz und rockiger Indie-Sound: Mit „Bruises“ setzt Tim Freitag auf große Emotionen und Close-ups.

Eine junge Frau starrt nach unten – auf ihrem Gesicht eine nachdenkliche Mischung aus Melancholie und Enttäuschung. Szenenwechsel. Ein junger Mann sitzt im Anzug, mit gelockerter Krawatte und verstrubbelter Frisur auf einem Bett, sein Gesicht pittoresk von Zigarettenschwaden umwabert. In die Gitarrenriffs aus dem Off mischen sich die ersten Lyrics. „I got bruises, I got bruises slowly fading“ singt die Männerstimme mit der einprägsam hellen Stimmfarbe, die ein bisschen an Owl City erinnert, und von dem Mann mit den verstrubbelten Haaren stammt – ganz offensichtlich der Leadsinger von Tim Freitag.

Tim Freitag, das ist die Schweizer Band, die sich hinter dem nur scheinbaren Eigennamen verbirgt. Und wieder so eine Gemeinsamkeit mit Owl City, die sich allerdings als amüsante Invertierung entpuppt. Denn auch wenn sich die Stimmfarben der Frontmänner ähneln, steht hinter dem Owl City-Projekt, das tatsächlich nach Band klingt, nur ein Mann, und der präferiert Elektro-Klänge. Dieses weiche, poppige hat bei Tim Freitag wenig Platz; die Schweizer setzen lieber auf die rockig-emotionale Schiene, und mengen dem Herzschmerz und der Verzweiflung noch melancholische Ecken und Kanten bei, die sich mit allen verbrüdern, die willens sind. Zu temporeichen Beats besingen Tim Freitag ihre Wunden und denken dabei schon weit voraus in die Zukunft. Das Ergebnis ist ein kraftvoller Song, der sich langsam in ein imposantes Gefühlscrescendo schraubt. Dem entschlüpft nach dem rhythmisch starken Chorus noch ein letztes, verzweifelt-kapitulierendes „I need you“ – und im offiziellen Musikvideo noch das laute atmen der Protagonistin. Ein stimmiges Ende, für eine emotionale Introspektion.

 

Fotonachweis: Biho Song

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